Schwitzchäschtli

Der Bader von Greifensee

Bader, Schärer und Wundarzt Conrad Maag hat um 1634 im Haus zur alten Post diesen Beruf ausgeübt.

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Schwitzschäschtli - Greifenseer Badestube
Sprecher: Peter Götsch. Text: Bonnie Bosshard. Dauer: 4:36 min

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Video und Schnitt: Örjan Lennström

 

 

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Historisches lesen

1. Familie Maag und die Badestube

Familie Maag und die Badestube

Im Haus zur alten Post - früher hiess es Haus zum scharfen Eck - wohnte laut Greifenseer Bevölkerungsverzeichnis von 1634 Hans Conrad Maag, der "Wundarzt zu Gryffensee". Er - und später sein Sohn Jakob Maag - betrieb dort die Badestube.

Zu den Aufgaben eines Baders und Schärers gehörte das Badgiessen, das Versorgen von kleinen Wunden und Richten von Brüchen und einiges mehr. Die Badestube war zugleich auch so etwas wie die Dorfarztpraxis.

Die Familie schien nicht gerade ein ruhiges Leben geführt zu haben. Ihr Name ist mehrfach in den Stillstandsprotokollen der refomierten Kirchgemeinde zu lesen, zum Beispiel in den beiden folgenden:

Auszug aus dem Protokoll von 1671:

"Hans Caspar Maag der schärer [...] wëgen seines liederlichen vertrunknen und verspilten wäsens und ungerymbten worten, die er gegen seiner stiefmuter ausstose, dorumb er von seinem vatter verklagt ward. Ist ihm nach nothurfft zugesprochen und befohlen worden, sich widerumb fort zemachen in die frömbde, umb zu sëhen, wie er widerumb in dem Schwarzenbuch zu Strasburg, in welches er getreit worden, möge durchgestrichen werden und einen ehrlichen namen heimbringen."

Quelle: Staatsarchiv des Kantons Zürich

Auszug aus dem Protokoll von 1674:

"Weilen von einem stillstënder angezeiget worden, wie das er im umbgang oder predigwacht zinstags den 3. novembris in des schnyder Staubers stuben in wëhrender predig bey einander sizend angetroffen Hans Jacob Magen den schärer und Heinrich
Pfënninger den sattler, beid vollen wyns, als die am abend zuvor sich voll getrunken [...]."

Quelle: Staatsarchiv des Kantons Zürich

2. Hausmittelchen anno dazumal

Hausmittelchen anno dazumal

In Sachen Gesundheit wusste man sich früher oft selbst zu helfen. Vor allem den Frauen oblag es, solche aus heutiger Sicht zum Teil abenteuerlich wirkende "Hausmittel" zur Anwendung zu bringen.

Titelseite Die kluge und einsichtige SchweizerinAus dem Buch „Die kluge und einsichtige Schweizerin vom bürgerlichen Stande, das wirksamste und nützlichste Festtagsgeschenk für unsere lieben Frauen und erwachsenen Töchter hinsichtlich ihrer Stellung als Tochter, Gattin und Mutter" stammen nachfolgende Anleitungen:

Schiesspulver in das Gesicht geschossen
Wenn solch ein Unfall begegnet ist, der netzt leinene Tücher mit Lein- oder Baumöl, schlage sie über das Gesicht und nehme zugleich einen Trunk Baumöl. Es werden dann des Morgens, beim Abnehmen der Tücher, alle Pulverkörner herausgezogen auf der Haut liegen. 

Warzen
1 Theil pulverisierte spanische Fligen und 6 Theile Scheidewasser werden gemischt, und damit die Warze mehrere Tage nacheinander mittelst eines hiezu eigens geschnittenen Hölzchens betupft.

Lähmung
Bei Lähmung des Körpers oder einzelner Theile desselben, gewöhnlich Folge eines Schlagflusses, wickle man die gelähmten Theile in Flachs, reibe sie ein mit Brennnesseln oder peitschte sie mit Brennnesseln aus bis sie rötlich erscheinen. Ferner mache man ein Ameisenbad, darin bestehend, dass 4 Pfund grosse Waldameisen mit den Eiern in einem Leintuche zerquetscht, siedendes Wasser darauf gegossen und die durchgeseichte Flüssigkeit in das 20 – 30 Grad heissem Badwasser gemischt wird, worin der Kranke zum Schweiss zu bringen ist.

Quelle: „Die kluge und einsichtige Schweizerin vom bürgerlichen Stande, das wirksamste und nützlichste Festtagsgeschenk für unsere lieben Frauen und erwachsenen Töchter hinsichtlich ihrer Stellung als Tochter, Gattin und Mutter", 1867, St. Gallen

3. Bäder

Bäder

Auszüge aus dem Buch "Die Frau als Hausärztin" von Dr. med. Anna Fischer-Dückelmann, Dresden, 1903:

Luft- und Sonnenbäder

Luftbad
Einrichtung für ein Luftbad.
Darstellung aus:
"Die Frau als Hausärztin",
Dresden, 1903

"Luftbäder lassen sich zum Familiengebrauche in jedem Garten anbringen, nur müssen hohe Wände aufgerichtet werden, um Störungen durch die Nachbarschaft zu verhindern.

Das Sonnenbad bis zur Erhitzung und Schweissausbruch betrieben, bedarf allergrösster Vorsicht, denn es wirkt hocherregend. Ideale Standorte für Luft- und Sonnenbäder sind für natürlich empfindende Menschen grosse Anlagen, Bergabgänge mit Wald, Wiesen Bächlein, für Männer und Frauen gesondert, wo man sich stundenlang ergehen und sich mit der Natur wieder Eins fühlen kann. Im Grase oder Moose seine Mahlzeiten einnehmen oder ungestört in ein schönes Buch sich vertiefen, während milde Lüfte über uns hinwegstreifen, Vöglein in den Baumwipfeln zwitschern und das Laub über unseren Köpfen rauscht, der Blick vom Buche ab oft in die Ferne schweift oder in den blauen Himmel taucht. Das ist ein paradiesisches Fühlen und Leben, wie man es eben nur als  "Luftmensch" in einem Luftbad haben kann!"

Dampfbad

Dampfbad
Dampfbad (sogenannter Schwitzkasten).
Darstellung aus:
"Die Frau als Hausärztin",
Dresden, 1903

"Ob ein Dampfbad zu empfehlen ist, muss gründlich abgeklärt werden. Nervenschwache, Herzkranke und Geschwächte bekommen heftige Angstzustände im Dampfbad, ja, sie verfallen auch plötzlich in Ohnmachten, sind tagelang aufgeregt darnach, schlafen unruhig oder fühlen sich sehr ermattet und klagen sehr oft über quälendes Herzklopfen. Daher hat man wohl zu unterscheiden, wer zum Dampfbade passt und wer nicht.

Für nervenstarke Personen aber ist ein Dampfbad sehr zu empfehlen. Es wirkt erwärmend und erweichend auf die Haut, erweitert die Hautgefässe und zieht daher das Blut nach der Haut. Dadurch wirkt es, wie alle heissen Anwendungen, entlastend für die inneren, oft mit Blut überfüllten Organe."

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